Interview mit Oliver Müller, Ausbildungsleitung Coaching-Ausbildung
Oliver Müller erweitert als Ausbildungsleitung für die systemische Coaching Ausbildung das Team des Campus am See.
Neben Cary Buraty tritt er ab Juni 2025 mit viel Erfahrung, Fachwissen und Leidenschaft dafür an, die Teilnehmenden zu professionellen systemischen Business & Personal Coaches auszubilden.

Lieber Oliver, du bist neu und doch nicht so ganz neu im Team des Campus am See. Ursprünglich hast du das Modul „Coaching und Psychotherapie“ für die systemische Coaching-Ausbildung mitkonzipiert, nun kommst du in einer Leitungsfunktion für ebendiese Ausbildung an den Campus zurück. Wie ist es dazu gekommen und was waren die wichtigsten Stationen auf dem Weg dahin?
OM: Nach meinem Studium der Sozialpädagogik rückte das Arbeiten mit Menschen in ihrem beruflichen Kontext rasch in meinen Fokus. Mitte der 90er Jahre stieg ich ins Training und Coaching ein und machte mich 1999 schließlich selbstständig.
In den folgenden Jahren reifte der Wunsch in mir heran, irgendwann selbst Coaches auszubilden. Also scannte ich den Markt, fand aber kein Institut, das mich zu 100 Prozent überzeugte, woraufhin ich Schritt für Schritt mein eigenes Konzept für eine Coaching-Ausbildung entwickelte. Ich gründete mein Institut „change concepts“ und bot hier im Jahr 2006 erstmals einer Gruppe von Interessierten eine Ausbildung an, die ich in den folgenden 20 Jahren kontinuierlich weiterentwickelte.
Parallel dazu gründete ich mit zwei Coaching-Kolleg*innen den Deutschen Coaching Verband (DCV) mit dem Ziel, die Coaching-Branche zu professionalisieren und die Qualität des Berufsstands insgesamt anzuheben. Wir entwickelten Standards, die heute prägend für die Branche sind, dazu zählen unter anderem die Entwicklung der ersten Ethikrichtlinie eines deutschen Coaching-Verbands sowie die Erarbeitung von Qualitätsstandards- und Zertifizierungsanforderungen für Coaches. Rückblickend waren das wunderbare Jahre und insbesondere die Pionierarbeit bereitete mir viel Spaß.
Mein Pioniergeist ist es auch, der zu meiner jüngsten Neuausrichtung führte und mich nun an den Campus am See brachte: Ich möchte mich auf neue Projekte und aufs Ausbilden konzentrieren, ohne weiterhin ein eigenes Ausbildungsinstitut zu führen. – Aus eigener Erfahrung weiß ich nur zu gut und sehe auch bei Cary immer wieder, wie komplex das heute ist.
Ab Juni 2025 übernimmst du als Ausbildungsleitung deinen ersten Kurs am Campus am See. Was sind die größten Stärken, die du persönlich einbringst?
OM: Eine meiner großen Stärken liegt in meiner Erfahrung als Coach. In den letzten 20 Jahren habe ich mit den unterschiedlichsten Menschen, Konstellationen und Anliegen gearbeitet. Diese Erfahrung biete ich Teilnehmenden der Coaching Ausbildung an, untermauere Lehren mit Beispielen und Beispiele mit der passenden Theorie, um ein ganzheitliches Verständnis davon zu vermitteln, was systemisches Coaching kann. Und wo die Grenzen liegen. Klare Werte und Haltung sowie die Rolle als Coach sind für mich zentrale Themen, bei denen ich eine hohe Passung mit Cary und dem Ausbildungskonzept des Campus am See erlebe.
Es gibt ja zahlreiche Ausbildungsinstitute. Was hat dich vom Campus am See und der Zusammenarbeit mit Cary Buraty überzeugt?
OM: Cary und ich sind seit vielen Jahren immer wieder im Austausch, ich schätze und mag sie sehr, halte sie für eine hervorragende Ausbilderin und Coach. Zudem habe ich durch den Beschluss, mein eigenes Institut zu schließen, ja nicht den Wunsch aufgegeben, Menschen weiterhin zu Coaches auszubilden. Schon gar nicht, wenn ich das an einem Ausbildungsort tun kann, an dem ein gemeinsames Grundverständnis von Systemik, Haltung, Rollenverständnis und Prozess vorherrscht. Diese Übereinstimmung habe ich am Campus am See zu 100% vorgefunden.
Wie würdest du deinen Stil als Ausbilder beschreiben?
OM: Mir wird von Teilnehmenden oft gespiegelt, dass ich in meinen Ausführungen sehr klar und auf den Punkt bin. Ich begleite Menschen, die sich den Ausbildungsinhalten intuitiv nähern, ebenso gern wie diejenigen, die eher kognitiv-intellektuell herangehen. Und natürlich gibt es bei mir eine ganze Menge praktischer Inhalte aus über 20 Jahren Berufserfahrung.
In deinen bisherigen Funktionen hast du viele Coaches erlebt. Was sollten angehende Coaches unbedingt mitbringen?
OM: Am besten einen bunten Blumenstrauß: Sie sollten offen sein für Menschen und Sichtweisen. Andere Perspektiven stehen lassen können. Empathie mitbringen und die Fähigkeit, gut mit Menschen umzugehen. Auch strukturiertes Denken halte ich für wichtig, ein selbstreflektierter Blick aufs eigene Tun sowie eine gute Selbstregulation. Und nicht zuletzt die Bereitschaft, ein Leben lang an sich zu arbeiten.
Was ist der größte Nutzen, den Teilnehmende aus einer fundierten Ausbildung zum systemischen Business & Personal Coach ziehen?
OM: Da ist zunächst einmal die große Fülle an Handwerkszeug und Hintergrundwissen, das für alle Berufe hilfreich ist. Wertvoll ist aus meiner Sicht auch der intensive Selbsterfahrungs- und Coachingprozess, den die Teilnehmenden im Jahr ihrer Ausbildung durchlaufen.
Coaching ist ein kontinuierlicher Prozess der Selbstreflexion. Wie gelingt es dir, dich als Coach und Ausbilder stetig weiterzuentwickeln?
OM: Ich meditiere regelmäßig, mache Supervisionen mit Kolleginnen und Kollegen, besuche Fortbildungen in verschiedenen Formaten und lese Fachliteratur in diversen Medien. Daneben mache ich viele Weiterbildungen, die nicht nur meine Lernfreude stillen, sondern auf vielfältige Weise auch meine Coachingpraxis befruchten.
Systemisches Coaching ist stark in der Praxis verankert. Wie wichtig ist dir der Transfer von der Theorie in die Praxis während der Ausbildung und welche Methoden setzt du ein, um das zu fördern?
OM: Der Praxistransfer ist mir sehr wichtig, vor allem dann, wenn man ihn im eigentlichen Wortsinn versteht, nämlich als ebenso notwendige wie wertvolle Anreicherung des theoretischen Grundverständnisses von systemischem Coaching. Ich lege großen Wert auf das Vermitteln von Theorien und Haltung sowie auf ein klares Verständnis des Coaching-Prozesses. Gleichzeitig führe ich praxisnah durch alle Ausbildungsmodule und bringe mannigfaltige Beispiele ein. Das hohe Maß an „betreuten“ Übungseinheiten und Feedback von erfahrenen Coaches für die Teilnehmenden der Coaching Ausbildung am Campus am See entspricht daher voll und ganz meinem Lehransatz und -konzept.
Du bist seit Jahrzehnten als Coach, Berater und Ausbilder unterwegs, hast selbst einen Coaching-Verband mitgegründet und kennst die Coaching-Szene bestens. In welchem Bereich des systemischen Coachings siehst du momentan die größten Entwicklungen?
OM: Da gibt es aus meiner Sicht zwei konträre Strömungen: Einerseits erlebe ich eine viel größere Professionalisierung als vor 20 Jahren. Heute gibt es innerhalb der Coaching-Verbände ein klares Berufsbild, ein genaues Rollenverständnis und eine sauber definierte Haltung. Andererseits beobachte ich, dass es eine sogenannte “Coaching-Bubble” mit Kurzzeitausbildungen gibt, in denen bestenfalls Videos abgespielt und ein paar wenige Übungseinheiten absolviert werden. Mit einer soliden Ausbildung, die unterwegs die Möglichkeit zu echter Persönlichkeitsentwicklung bietet, hat das aus meiner Sicht nichts zu tun.
Was sollten Interessierte an der Ausbildung zum systemischen Business & Personal Coach noch über dich wissen?
OM: Ich bin angehender Salsa-Lehrer, Papa eines Mini Australian Shepherd und liebe 70%ige Schokolade.
Vielen Dank für dieses spannende Gespräch, lieber Oliver und herzlich willkommen am Campus am See.
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