Sylvia Wörner im Gespräch

von | 07/02/2024 | Campus Einblicke, Meet the Team

Interview mit Sylvia Wörner, Co-Ausbildungsleitung 

Als neues Format am Campus am See startet im Herbst 2024 die Systemische Change-Ausbildung zum „Transformation Lead & Change Manager“

Liebe Sylvia, du bist neu im Trainerteam des Campus am See. Starten wir zum Kennenlernen mit einer großen Frage, über die wir Coaches vermutlich ganze Bücher schreiben könnten.
Wer bist du und was machst du?

Ich bin seit über 25 Jahren selbstständig als Beraterin und Coach und begleite Menschen, Teams und Organisationen in Veränderung. Ich lebe und arbeite am Ammersee und in München und bin Mutter zweier erwachsener Söhne. Die Arbeit mit Menschen und Organisationen erlebe ich als sehr befriedigend, aber auch als anspruchsvoll, weil Organisationen sehr komplexe Gebilde sind, in denen man schnell die Orientierung verlieren kann. Deshalb interessiere ich mich besonders dafür, wie Organisationen – und in ihnen Veränderungen – überhaupt funktionieren und wie auch nicht.

Was hat dich ins große Feld der Veränderungen und Organisationsberatung geführt?

Ich habe selbst in Organisationen gearbeitet und Veränderungen am eigenen Leib miterlebt. Als Teilnehmerin von vielen Workshops und Trainingsmaßnahmen, wollte ich immer schon irgendwann auf der anderen Seite stehen und selbst Gruppen leiten oder Change-Prozesse begleiten. Zunächst habe ich mir noch den Wunsch erfüllt, selbst als Führungskraft tätig zu werden und habe – mit dieser Erfahrung im Gepäck – dann die Seiten gewechselt.

Und was hält dich nach langer Zeit immer noch in diesem Feld?

Mich erfüllt die Arbeit als Beraterin deshalb so sehr, weil sie mir ermöglicht, ständig in neue Kontexte einzutauchen, neue Menschen und Organisationen kennenzulernen und auch selbst immer wieder Neues zu lernen. Kein Tag ist wie der andere. Meine größten Triebfedern sind Interesse an Neuem und wirklich verstehen wollen, wie etwas funktioniert bzw. entsteht.

Die Beschäftigung mit Fragen wie: „Warum verhält sich ein Mensch wie er sich verhält?“, „Warum agiert eine Organisation wie sie agiert?“ fasziniert mich sehr. Daraus ist auch meine Liebe zu Theorie entstanden. Andersherum ausgedrückt: Ich wäre in einem Job mit viel Routine und Beständigkeit, eher ähnlichen Tätigkeiten und eher wenig Veränderung eine Fehlbesetzung :).

Du bist seit über 25 Jahren als Coach und Beraterin tätig und bildest seit vielen Jahren Berater und TrainerInnen aus. Welche Veränderungen und Entwicklungen beobachtest du in der systemischen Arbeit in Organisationen?

Die Welt, in der Organisationen agieren, wird bekanntermaßen immer dynamischer und komplexer. Der Wunsch nach einfachen, erfolgsversprechenden Lösungen für diese gestiegenen Herausforderungen ist nachvollziehbar und wird beraterseitig mit einer Vielzahl moderner Konzepte und Ansätze bedient: Agilität, Abschaffung von Hierarchien, Selbstorganisation, Partizipation, neue Zusammenarbeits- und Organisationsmodelle u.v.m. Viele Unternehmen springen aktuell auf diese Ideen – man könnte auch ‚Management-Moden‘ sagen – auf und suchen in diesen Ansätzen nach Lösungen für ihre Herausforderungen.

Auf der anderen Seite erlebe ich ein steigendes Interesse an einem eher modeunabhängigen, systemtheoretischen Blick auf Organisationen, wie wir ihn auch in der Change-Ausbildung am „Campus am See“ vermitteln werden. Aus meiner Sicht ist diese Perspektive deshalb so hilfreich, weil sie Organisationen und ihre Phänomene beschreibt, ohne sie zu bewerten und weil sie Komplexität angemessen erfasst, ohne unzulässig zu vereinfachen. Zudem hilft sie, Aussagen darüber zu treffen, wie organisationale Phänomene entstehen und nicht wie Organisationen pauschal zu sein haben.

Was unterscheidet systemische Organisationsbegleitung von klassischen Herangehensweisen?

Im klassischen Paradigma wird Veränderung eher als Kausal-Prozess verstanden, in dem man unterstellt, dass die Wirkung von Veränderungsimpulsen und Interventionen vorhersehbar ist, dass Veränderung also linear und über einen größeren Zeitraum hinweg planbar ist. Zum systemischen Beratungsansatz passt eine iterative Vorgehensweise besser. Hier geht man nicht davon aus, dass man die Zukunft aus der Vergangenheit ableiten kann.

Die Idee ist vielmehr, vorbereitet zu sein, statt einen starren Plan zu haben, was bedeutet auf Sicht zu navigieren. Mit einem eher flexiblen Zielbild im Blick plant man Schritt für Schritt, verprobt Optionen, bewertet deren Machbarkeit und Nutzen, verwirft, passt an, geht den nächsten Schritt. So geht es iterativ weiter. Planen kann helfen, sich über Zusammenhänge klar zu werden, mögliche Szenarien zu durchdenken. Der Wert des Planes besteht jedoch eher im Prozess an sich, weniger in seinem Ergebnis.

Was macht eine/n gute/n Transformation Lead & Change Manager deiner Erfahrung nach aus? Und wieviel davon ist erlernbar?

Eine gute Transformation & Change ManagerIn benötigt für mich vor allem die Fähigkeit sicher in Unsicherheit agieren zu können. Veränderungsprozesse sind nicht planbar und stecken voller Überraschungen. Außerdem sollten Change ManagerInnen wissen, wie Veränderung überhaupt funktioniert und sie sollten verstehen, wie Organisationen wirklich ticken. Zu guter Letzt braucht man in dieser Rolle ein gutes Händchen im Umgang mit Menschen. Veränderungen lösen immer auch Emotionen aus, mit diesen gilt es wertschätzend und respektvoll umzugehen. Erlernbar ist alles davon, auch wenn manches etwas Zeit braucht.

Gibt es ein besonders prägendes Learning aus deinen Change-Beratungsprojekten, welches du an dieser Stelle teilen möchtest?

Egal wie sehr man sich als Change-Begleiterin auch bemüht, egal wie professionell ein Change-Vorhaben begleitet wird, wie gut die Change-Kommunikation auch gelungen ist, man kann es nie allen recht machen. Jede Veränderung kommt mit Upsides und Downsides einher, hat Chancen und Preise und diese werden während des Veränderungsprozesses sichtbar. Das liegt in der Natur der Sache und hat nichts mit guter oder schlechter Change-Beratung zu tun. Das zu wissen, kann sehr entlasten.

Wie würdest du deinen Stil als Trainerin und Ausbilderin in wenigen Worten beschreiben?

Meine Handschrift ist einerseits bezogen, wertschätzend und humorvoll, andererseits auch sehr klar und auf den Punkt. Vor allem aber merkt man mir an, dass ich von dem, was ich vermittle, wirklich begeistert bin. Ich teile sehr gerne meine Erfahrungen, freue mich, wenn Teilnehmende davon profitieren und gleichzeitig ihren ganz eigenen Stil entwickeln. Komplexe Theorie möchte ich so in die Praxis übersetzen, dass sie richtig Spaß macht und mit Leichtigkeit anwendbar ist.

Gibt es etwas, das Du LeserInnen, die an der Change-Ausbildung interessiert sind, zum Schluss noch zurufen möchtest?

Sich mit Veränderungen zu beschäftigen und mit Organisationen und den Menschen, die in ihnen arbeiten, ist wie eine spannende Reise in ein großes, aufregendes Land. Man kann so viel entdecken und hat es gleichzeitig nie ganz bereist. Ich denke, wir haben mit unseren vier Modulen eine sehr intensive, inspirierende Reiseroute zusammengestellt, auf die ich mich selbst schon sehr freue!

Vielen Dank und viel Spaß bei den Vorbereitungen für den Ausbildungsstart im September.

Hier geht es zu den Terminen und weiteren Details rund um unsere Systemische Change-Ausbildung.

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