The Leader as Coach

von | 19/11/2020 | Impulse & Tool-Tipps

In der Ruhe liegt die Kraft 

Deshalb brauchen wir heute mehr denn je mutige und empathische Führungspersönlichkeiten. 

Angst. Diese Emotion ist seit vielen Monaten überrepräsentiert. Bei Einzelnen, in Familien, unter Freunden, Kollegen, bei Mitarbeitern gleichermaßen wie bei Führungskräften. Angst, eine Emotion, die einerseits nur Gutes für uns möchte – uns vor Gefährlichem und letztendlich vor dem Tod zu bewahren – in der Überdosis und im Dauergebrauch aber schnell zu Nervosität, Unruhe, Misstrauen, Verwirrung, Anspannung, Verunsicherung, Überforderung bis hin zum Schock führt.

Gerade für Führungskräfte momentan eine immense Herausforderung. Einen Umgang sowohl mit den eigenen Ängsten als auch mit denen von Kollegen*innen, Mitarbeitern, Geschäftspartnern etc. zu finden. Hinzu kommt, dass Angst, genauso wie das aktuelle Virus selbst, hochansteckend ist.

Die biochemische Dreierclique der Katecholamine

Angst macht Stress. Und im Stress produzieren wir Adrenalin und Noradrenalin. Zusammen mit Dopamin. Diese biochemische Dreierclique nennt man Katecholamine. Man könnte sagen, dass die Menschheit also seit 9 Monaten auf dem Katecholamin-Dauertrip lebt. Zur Klarstellung: Katecholamine sind nicht per se schlecht. Sie vermitteln Wachheit und sind essenziell für Höchstleistungen, für Grenzgänge an der Leistungsgrenze. Allerdings sollten Grenzgänge in der Regel halt zeitlich begrenzt sein.

Angst braucht übrigens, wie jede andere Emotion auch, einen Trigger als Auslöser: Der Trigger für die Angst lautet „Das ist gefährlich.“

Kleiner experimenteller Ausflug: 1/7 der Suchergebnisse in Google nach Corona oder Covid sind mit dem Wort Gefahr verknüpft. Man könnte also die Hypothese aufstellen, dass bei jedem 7. Mal das Wort Corona oder Covid lesen bzw. hören, Angst getriggert wird. Wenn also Angst = Stress, dann wird es höchste Zeit für ein potentes Gegenmittel, um nicht an den Nebenwirkungen des Katecholamin-Overflows zu erkranken.

Aus dem allgegenwärtigen Stress-Dauertrip ausklinken und in Stress-Quarantäne gehen

Was aber ist der Gegenspieler zur Angst? Ruhe. Ruhe bremst runter. Schaltet Systeme von hochtouriger Fahrweise auf untertouriges Vorwärtskommen. Und was hat Ruhe nun mit Mut zu tun? Wer schon mal überlegt hat, bei einem Hochgeschwindigkeits-ICE die Notbremse zu ziehen, weiß: das bräuchte Mut…

Deshalb brauchen wir heute mehr denn je empathische und vertrauenswürdige Führungspersönlichkeiten. In einem ängstlich aufgeladenen Setting aus Nervosität, Unruhe, Verunsicherung und Überforderung Ruhe einkehren zu lassen, erfordert Mut. Ich schwimme damit gegen den Strom. Ich klinke mich für einen Moment aus dem allgegenwärtigen Stress-Dauertrip aus. Gehe sozusagen in Stress-Quarantäne, um danach angstfrei wieder in Kontakt zu gehen.

Warum wird das dann nicht schon laufend praktiziert? Leider mal wieder kein Gewinn ohne Preis. Und in diesem Fall lautet der Preis: Kontrollverlust.

Alles beginnt damit, sich selbst zu beobachten und zu hinterfragen

Führungskräfte fürchten allerdings nichts so sehr wie den Kontrollverlust. Es geht für Führungskräfte derzeit also in erster Linie darum, das eigene Kontrollbedürfnis zu managen. Für viele ist das gerade die größte Herausforderung. Wie führe ich ohne Kontrolle, in einer Umgebung, in der Kontrolle über so vieles entglitten ist.

Alles beginnt damit, sich selbst zu beobachten und zu hinterfragen, warum man gerade die Kontrolle sucht über das, was passiert. Die gute Nachricht nebenbei: auch Ruhe ist ansteckend. Ruhe breitet sich sowohl im eigenen Organismus als auch in den umgebenden Systemen wie eine Welle aus und ist vor allem in Teams „hochinfektiös“. Die positive Nebenwirkung von Ruhe ist gleichzeitig auch noch eine nachhaltig höhere Stress-Toleranz.

Es braucht mehr denn je Führungspersönlichkeiten, die den Mut haben, auch ohne Kontrolle zu führen. Führungskräfte, die ehrliches, produktives Feedback geben und in der Lage sind, auch schwierige Gespräche zu führen. Leadership bedeutet, in Kontakt zu gehen und den Mut zu haben, im Kontakt zu bleiben.

„The Leader as Coach“ als künftiger Führungsansatz für nachhaltig gesunde und stabile Organisationen

Ein kleines abschließendes Beispiel aus der Coaching-Praxis: die vermeintlich einfache Technik der offenen Fragen. Wenn es doch so einfach ist, warum tun wir es dann so selten? Eine offene Frage zu stellen ist Kontrollverlust im Gespräch par excellence. Ich habe keine Kontrolle darüber, was der andere im nächsten Schritt erzählt, während ich Sendepause habe. Ich weiß erst einmal nicht, wohin das Gespräch läuft. Ich kann gerade in einem schwierigen Gespräch nicht vorhersagen, was meine Frage auslöst, was als nächstes beim Gegenüber passiert. Das braucht Mut. Um in echten Kontakt mit meinem Gegenüber zu gehen. Und dabei auch im Kontakt mit mir selbst zu sein und zu bleiben. Das eigene Schweigen auszuhalten. Die vermeintliche Instabilität des offenen Gesprächs-Raumes zu ertragen. Einen wirklich echten Dialog zu führen. Und erst aus dem aktiven Hinhören heraus die nächste Frage zu stellen. Wer schon mal ein Gespräch nur aus offenen Fragen geführt hat oder ein solches Gespräch von außen beobachten konnte, hat erfahren, wie sich das Gespräch verlangsamt. Wie schrittweise Ruhe einkehrt.

Sowohl mit dem Campus am See als auch mit CHANGEsupport möchten wir einen Beitrag leisten, um Führungskräfte mutig in ihre Kraft zu begleiten. Gerade und vor allem in den momentanen Zeiten.

„The Leader as Coach“ ist mehr als ein Modebegriff. Wir glauben, es ist ein wichtiger künftiger Führungsansatz für nachhaltig gesunde und stabile Organisationen.

In diesem Sinne – lasst uns gemeinsam in unseren Systemen Gutes tun!

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